Hauptversammlung am 19.08.23 des ZHGV
 
Sommerfest am 15.07.23 des ZHGV
 
Eröffnung des Heimatmuseums
 
Fundstücke aus Zeilsheim

Heimat- und Geschichtsverein eröffnet die Museums-Saison,

 

Mit Exponaten, die in Zeilsheim gefunden wurden, bestreitet der

Heimat- und Geschichtsverein seine diesjährige

Wechselausstellung in seinem kleinen Museum an der Pfaffenwiese 2.

 

Zeilsheim. Dass er die geheimnisvolle Gesichts-Urne aus Grab 28 vom archäologischen Museum nicht für die kleine Zeilsheimer Ausstellung ausgeliehen bekam, fuchst Rainer Helbig ein bisschen: Die Urne, die auf beiden Seiten mit einem Gesicht dekoriert ist, war bei großflächigen Ausgrabungen in den Jahren 2004/05 im “Gräberfeld von Zeilsheim" entdeckt worden. 44 römische Gräber waren geöffnet worden; als bislang einmalig im rechtsrheinischen Gebiet gilt der Fund umfangreicher Trümmer eines monumentalen Grabbaus (wir berichteten). Dass er die Doppelgesichts-Urne nicht bekommen hat, nimmt Rainer Helbig aber niemandem krumm.  Der Chef des Archäologischen Museums ist zur Ausstellungseröffnung am Samstag ebenso eingeladen wie die Vertreter der befreundeten Geschichtsvereine aus dem Westen, die gut vernetzt sind und zusammenarbeiten.

 

In der Erde verborgen

Unter dem Motto „Fundstücke aus Zeilsheim" deckt die kleine Ausstellung eine große Spannbreite ab. Rund 100 Millionen Jahre alt sind Donnerkeile, die vor zehn Jahren beim Bohren eines Brunnens in der Colonie aus 17 Metern Tiefe geholt wurden: fossile Skelette von Tieren, die den heutigen Kalmaren ähnlich waren. Aus der Steinzeit stammen Ringkeule und Steinbeil, aus der Römerzeit Keramik-, Glas- und Metallfunde oder die Ziegel Prägestempel der 22. Legion, die ihren Brennofen zwischen Höchst und Nied an der Nidda hatte. Lanzenspitzen, Spangen und Scherben waren schon vom früheren Heimatforscher Johann Schmitt (1885-1963) gesichert worden. „Jetzt haben wir aber erst erkannt, dass das hier Teile einer römischen Wasserleitung aus dem 2. Jahrhundert sind", sagt Helbig. „Bei unserer Grenzbegehung am 1. Mai werde ich gezielt an die Fundorte gehen und näher darauf eingehen, etwa auch auf das römische Grabmal", kündigt der Vorsitzende an.

 

Beim Abriss gerettet

Ein fränkisches Gefäß aus der Zeit um 750 nach Christus wurde bei Bauarbeiten in der Pfaffenwiese 11 entdeckt, also in direkter Nachbarschaft des Heimatmuseums. Weitaus jünger ist die „Zeitkapsel", die der Verein 2006 beim Abriss des 1937 unter den Nationalsozialisten gebauten Ehrenmals vom Detmolder Platz gesichert hat: Damals waren neben einer Urkunde auch Ausgaben des „Frankfurter Volksblatts" und des „Höchster Kreisblatts" eingemauert worden. Als der Abrissbagger kam, habe man den Baggerfahrer „schnell bestochen", damit der mal kurz wegsah. Die Zeitkapsel ist jetzt neben dem Gesicht der Heldenfigur in der Ausstellung zu sehen. „Das Gesicht ist aus Muschelkalk, der aus der Gegend von Würzburg stammt; die restlichen Teile waren aus einem Steinbruch bei Ruppertshain", weiß Helbig.

 

Ein weiterer Schwerpunkt ist dem Zeilsheimer Künstler Adolf Roth (1879-1958) gewidmet. Der Bildhauer und Schnitzer, von dem unter anderem ein schwerer Schrank, ein Holzkronleuchter und eine Madonna zu sehen sind, war weit über die Grenzen seiner engeren Heimat bekannt: Noch heute soll eine Madonna von ihm im Sitzungssaal des Weißen Hauses stehen, die ein US-Major in der Zeit des Zeilsheimer Lagers für „Displaced Persons" (DP) für ein Päckchen Zigaretten und einen Rosenkranz erstanden hat. Auch in Kamerun, so Helbig, seien Werke Roths zu finden. Was die Zeilsheimer diebisch freut, ist, dass es dem Künstler als einer der ihren gelungen ist, am Rande einer Kreuzigungsgruppe ihr Wappentier, den Zeilsheimer Frosch, zu verstecken. Warum sie das so freut? Die Kreuzigungsgruppe steht in St. Dionysius im Nachbarstadtteil Sindlingen, mit dem frühere Generationen die ein oder andere Fehde mit Dachlatten am Bahndamm ausgetragen hatten.

 

Heute ist man in Einigkeit verbunden, auch über stadtteilübergreifende Schulkameradschaften. Eine kleine Schau zur Geschichte der Schule hat der Zeilsheimer Heimat- und Geschichtsverein extra mit in die Sonderausstellung genommen, weil immer wieder Schulklassen das kleine Museum besuchen und von Mitgliedern des Vereins durch den Stadtteil geführt werden. Ein Pult mit Loch fürs Tintenfass, ein Griffelkasten, Rechen-und Liederbuch oder auch der Wimpel der Schulkameradschaft des Jahrgangs 1914 gehören dazu.

 

Keine Mädchenträume

Dass man die Erfüllung weiblicher Ambition früher aber eher im Haushalt sah, belegt ein Blick in die kleine Koch- und Backbuch-Schau. Aus der Sammlung von Hildegard Christ stammt etwa das Buch „Supp; Gemüs' und Fleisch —für Hausfrauen und Mädchen". Und wenn dann noch Zeit war, ging's mit dem Henkel-Siphon zum Bier holen für den hochverehrten Herrn Vater in die nächste offene Gaststätte.

 

Zum Start in die Museumssaison wird am Samstag, 22. April, ab 10 Uhr vorm Heimatmuseum an der Pfaffenwiese 2 bei Ebbelwoi und Laugengebäck gefeiert. Geöffnet ist das Museum jeden ersten Samstag im Monat (außer im Juni) von 10 bis 12 Uhr. Die Grenzbegehung beginnt am Montag, 1. Mai, um 14 Uhr am Friedenskreuz (Alt-Zeilsheim, vor der Autobahn). Die Teilnahme ist frei.

Text von HOLGER VONHOF, Höchster Kreisblatt 
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Foto: ZHGV
Rainer Helbig, Hildegard Christ und Viola Mondorf-Nerding (Foto von Maik Reuß)
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Höchster Kreisblatt von HOLGER VONHOF
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